Die Multifunktionswerkstatt der JVA Görlitz
Durchführungszeitraum: 24.06.2024 bis 21.05.2027
Die Multifunktionswerkstatt ist ein sozialpädagogisches Vorhaben für Gefangene der JVA Görlitz zur Vorbereitung oder Unterstützung ihrer Integration in den Arbeits-markt oder in eine berufliche Bildungsmaßnahme im Rahmen der ESF Plus-Richtlinie zur Qualifizierung und Reintegration Gefangener von 2021-2027.
Die Insassen der Justizvollzugsanstalten sind in ihren jeweiligen Ausgangssituationen extrem verschieden. Es gibt Personen, die haben bereits eine abgeschlossene Berufsausbildung und teilweise eine mehrjährige Berufserfahrung vorzuweisen. Andere Insassen jedoch haben keine Berufsausbildung angefangen oder diese vorzeitig abgebrochen. Teilweise sind auch Personen dabei, die auch keinen Schulabschluss vorweisen können.
Für Gefangene, die noch keine abgeschlossene Berufsausbildung vorweisen können, bietet die Multifunktionswerkstatt die Möglichkeit sich mit verschiedenen Berufsfeldern auseinanderzusetzen und eine berufliche Zukunftsorientierung für die Zeit nach der Haft zu erhalten. Insassen, die bereits eine abgeschlossene Berufsausbildung in diesem Bereich haben, wird die Möglichkeit geboten, sich in einem anderen Berufsfeld neu zu orientieren und ihre praktischen und theoretischen Kenntnisse aufzufrischen und anzuwenden. Diese Orientierung ist für eine erfolgreiche Wiedereingliederung nach der Haft besonders wichtig. Laut Statistiken des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz liegen die Rückfallquoten ehemaliger erwachsener Gefangener in den ersten drei Jahren nach der Haftentlassung bei ca. 50 % und bei jugendlichen Straftätern bei ca. 70 %. Diese Entwicklung ist u.a. darauf zurückzuführen, dass die ehemaligen Insassen nach der Haftentlassung wieder in alte Strukturen fallen und früher oder später wieder straffällig werden.
Ein weiterer Bestandteil der Maßnahme sind verschiedene sozialpädagogische Inhalte. Probleme in der Alltagsbewältigung sind für viele ehemalige Straftäter der erste Schritt zurück in die alten Muster und damit in die Rückfälligkeit zu Strafdelikten. Um dies zu verhindern setzt sich unser kompetentes Fachpersonal intensiv mit den Sorgen und Ängsten der Teilnehmer auseinander und bereitet diese auf ein geregeltes Leben in Freiheit vor. Hierzu gehören auch das Training in verbaler und nonverbaler Deeskalation sowie der Umgang mit dem Thema „Sucht" und deren Konsequenzen.
Das Projekt in der Umsetzung
Erwachsene sowie insbesondere jugendliche Gefangene weisen Unterschiede und Defizite bezüglich ihrer sozialen Kompetenzen, ihres Allgemein- und Grundlagenwissens und ihrer beruflichen Vorbildung auf. Im Hinblick auf eine Integration in eine Ausbildung oder einen Beruf nach der Haftentlassung ist es erforderlich, diese Defizite zu verringern und somit ein selbständiges Handeln nach dem Aufenthalt in der JVA zu fördern. Probleme in der Ausbildungs- und Berufsfindung bzw. Selbstständigkeit in der Bewältigung des Alltags nach der Haftentlassung sind in den meisten Fällen ohne eine wegweisende Schulung vorprogrammiert. Arbeitslosigkeit und Kriminalität liegen oft nah beieinander. Arbeitslosigkeit ist als ein entscheidender Faktor für das wiederholte Kriminalitätsrisiko der Gefangenen anzusehen. Die Einmündung in eine Beschäftigung und die erfolgreiche Resozialisierung ist ein wichtiger Faktor zur Wiedereingliederung und damit wichtig für die Kriminalitätsprävention. Diese Art von Arbeitsmarktpolitik ist folglich ein kriminalitätsmindernder Faktor, der für die Sicherheit und Lebensqualität der Bürger in diesem Land von elementarer Bedeutung ist.
Dieses Projekt ist ein sozialpädagogisches Vorhaben für Gefangene zur Vorbereitung und Unterstützung ihrer nachhaltigen Integration in den Arbeitsmarkt bzw. in eine berufliche Bildungsmaßnahme. Die Zielstellung der Multifunktionswerkstatt besteht mittels sozialpädagogischer Vorortbetreuung/-begleitung und fachlicher Anleitung zu unterschiedlichen Qualiftzierungsthemen in:
- Aufbau von Tagesstrukturen für das Leben in der JVA und in einer Arbeits-/Ausbildungswelt
- Verbesserung und Training sozialer Kompetenzen und der Handlungskompetenz der Gefangenen
- Potentialanalyse der TN, Organisation und Durchführung von Stützunterricht
- Hinführung zu Qualifizierungs-/Ausbildungsfähigkeit
Die Multifunktionswerkstatt ist mit einer Laufzeit von 2 x 6 Monaten geplant. Dabei wird die individuelle Verweildauer des einzelnen Teilnehmers mit sechs Monaten geplant.